Das Rücklagensystem
Für Deine Persönlichen Finanzen - Für deine finanzielle Sicherheit
Lesezeit: 7 Minuten
Geld auf die Seite zu legen ist nicht immer einfach, denn vom Netto geht meist so viel ab, dass ja kaum noch etwas zum Sparen übrig bleibt.
Du hast nach Bezahlung deiner Fixkosten wie Miete, Strom, Versicherungen und Abos sowie deiner geplanten Fixausgaben wie Lebens- und Haushaltsmitteln noch einen gewissen Betrag übrig? Klingt nach einer guten Möglichkeit zu sparen.
Lass aber nicht einfach das Geld auf dem Konto liegen oder spare auf ein generelles Konto. Bilde lieber Rücklagen für ganz spezifische Anlässe.
Das Rücklagensystem kann dir helfen bei Anschaffungen, ob geplant oder ungeplant, nicht in Zahlungsnot zu kommen.
Auch bringt dir das mentale Freiheit, denn so brauchst du dir keine Sorgen machen, wenn dann unerwartete Kosten auf dich zukommen.
Wie fängst du also mit deinem persönlichen Rücklagensystem an?
Zunächst solltest du dein Nettoeinkommen berechnen. Denn das ist die Grundlage dafür, was du nach Abzug deiner Fixkosten und geplanten variablen Kosten zur Verfügung hast.
Gehen wir davon aus, dass du am Monatsanfang dein Gehalt oder andere Einnahmen hast.
Davon gehen Miete, Strom, Müllgebühren, Internet etc. ab. Berücksichtige auch, dass du vermutlich im Verlauf des Monats noch weitere Kosten hast, beispielsweise für dein Spotify-Abo oder deinen Beitrag im Fitness-Studio.
Das sind alles fixe Kosten. Zusätzlich solltest du dir ausrechnen, welche variablen Kosten du im Monat hast.
Das muss nicht auf den Euro genau sein, aber du kannst dich an dem Durchschnitt deiner vorangegangenen Monate orientieren.
Wenn du beispielsweise 3oo€ im Monat für Lebensmittel einplanst, liegst du gut im Durchschnitt von 10€ am Tag. Diese Rechnung machst du für alle deine voraussichtlichen Ausgaben. Im Zweifel kannst du gerne aufrunden, lieber hast du hinterher noch etwas übrig.
Wichtig ist, dass du so viele Ausgaben wie möglich schon fest einplanst. Je genauer du deine Kosten vorhersagen kannst, umso besser funktioniert dein Rücklagensystem.
Wie du deine Finanzen mit einem Finanzplaner im Blick behalten kannst und damit auch in die Vergangenheit und Zukunft schauen kannst, werde ich in einem separaten Beitrag erklären.
Im nächsten Schritt definierst du deine Rücklagenkategorien.
Nachdem deiner Rechnung weißt du, was dir zum Sparen bleibt. Aber was machst du mit dem Geld?
Ziel ist nicht, das was am Monatsende übrig bleibt einfach auf die Seite zu legen - dann könntest du dir das Rücklagesystem sparen.
Im diesem Schritt überlegst du dir daher, wofür du Geld zurücklegen möchtest. Dabei kannst du auf kurzfristige, mittelfristige und langfristige Ziele eingehen.
Möchtest du dir in jedem Quartal neue Kleidung zulegen, dann gilt das zu den kurzfristigen Rücklagen. Hast du vor, dir alle 4 Jahre ein neues iPhone zu kaufen, gehört das zu den mittelfristigen Rücklagen. Sparst du für eine Wohnung, ist das eine langfristige Rücklage.
Ich teile die Rücklagen allerdings nicht in diese Kategorien ein, das soll dir lediglich helfen den Zeithorizont zu bestimmen, in dem du ungefähr planst.
Denke anschließend in Kategorien, also Ausgaben, die thematisch zusammen gehören. Ich gebe dir ein Beispiel, welche Kategorien ich für mich definiert habe.
Auto Rücklage
In der Auto Rücklage fasse ich verschiedene Kostenarten zusammen. Ich weiß, dass ich einmal im Jahr meine KFZ-Versicherung bezahlen muss, etwa alle zwei Jahre neue Reifen benötige, verschiedene Reparaturen wahrscheinlich sind und das Auto über die Zeit an Wert verliert. Also lege ich auf dieses Konto einen Gesamtbetrag zurück, der diese Kosten berücksichtigt.
Hier kommen keine Kosten wie Benzin, Waschen oder Ähnliches dazu, das gehört zu den variablen regelmäßigen Kosten, die ich ja vorher schon abgezogen habe.Wohnung
In dieser Kategorie lege ich hauptsächlich Geld für Möbel, Geräte und Reparaturen zurück. Ich weiß zwar nicht wann, aber irgendwann werde ich ein neues Sofa, eine neue Waschmaschine oder einen neuen Sauger benötigen.
Freizeit und Reisen
Hier kannst du Rücklagen für Ausflüge, Konzerte und kleinere Reisen einplanen, genauso wie auch auf deinen nächsten Jahresurlaub sparen.
Persönliche Rücklage
Diese Kategorie ist möglicherweise am weitesten gefasst. Hier kannst du im Grunde alles mit einplanen, was dir sonst noch in den Sinn kommt. Und je nachdem, wie viel du noch zum Sparen übrig hast.
Plane hier beispielsweise das iPhone, oder deine Kleidung ein.Langzeitrücklage
Du hast vielleicht schon gehört, dass man bestenfalls drei Netto-Monatsgehälter auf der Seite haben sollte.
Das spare ich unter anderem hier an. Du kannst auch einen Zusatz zu deiner Rente hier einkalkulieren oder dein Eigenkapital für deine Wohnung.
Allerdings empfehle ich für diese Formen des Sparens andere Anlagemöglichkeiten als einfach Rücklagekonten.
Wie du siehst, lege ich hier wirklich nur für solche Ausgaben zurück, die nicht ohnehin zu meinen monatlichen Standardausgaben gehören. Auch bilde ich nicht für einzelne Gegenstände jeweils eine Rücklage, sondern für zusammengehörende Ausgaben innerhalb einer Kategorie.
Die Summe auf diesen Rücklagen wächst idealerweise mit der Zeit über deine Ausgaben hinaus, sodass du deinen finanziellen Puffer ausbauen kannst und dann auch größere Kosten abgefedert werden können.
Das ist ein iterativer Prozess, du solltest also immer wieder überprüfen, ob du noch eine weitere Kategorie aufnehmen solltest oder vielleicht eine zu viel hast. Dasselbe gilt für die Höhe der Rücklage und damit den Betrag, den du monatlich zurück legst.
Das Budget entscheidet über die Höhe deiner Rücklage.
Wenn du deine Kategorien festgelegt hast, kannst du dir überlegen welche Summen du auf diese einzahlen möchtest. Nochmal, Ziel ist nicht das zu sparen, was am Monatsende übrig bleibt sondern direkt den Betrag wegzusparen, der dir nach der Berechnung vom Nettoeinkommen übrig bleibt.
Hier berechnest du am besten zuerst diejenigen Rücklagen, die du zwangsweise irgendwann für notwendige Ausgaben benötigst. Das wären beispielsweise die Rücklagen für die Wohnung, das Auto und deine langfristige Rücklage für Notzeiten.
Plane hier bestenfalls etwas mehr ein, um im Zweifel sicher zu sein. Das ist am Anfang erst einmal etwas unangenehm, denn vermutlich bleibt nach der Rücklage für diese Kategorien nicht mehr so viel übrig.
Umso befreiender ist es aber, wenn dein Getriebe kaputt geht und du nicht überlegen musst, wie du die 1500€ bezahlen sollst.
Natürlich musst du deine Rücklagen an deinen finanziellen Verhältnissen ausrichten und versuchen, so viele Rücklagen wie möglich zu bedienen. Priorisiere hier nach deinen Bedürfnissen.
Wie berechnest du deine Rücklagenbeträge?
Vieles kannst du über das Abschreibungsprinzip planen.
Stell dir vor, du kaufst ein Auto, ein Sofa oder einen Fernseher. Bei keinem dieser Sachgegenstände weißt du wann diese durch ein neues ersetzt werden müssen. Aber du kannst zumindest mit der üblichen Nutzungsdauer rechnen.
Ein Sofa hält beispielsweise je nach Qualität und Nutzung zwischen fünf und fünfzehn Jahren, ein Auto benötigt oft nach 150 Tausend Kilometern schon viele Reparaturen und spätestens nach 200 Tausend Kilometern lohnt sich die Anschaffung eines “neuen” Autos.
So kannst du dir also ungefähr überlegen, wie viel Geld du für die Neuanschaffung zurücklegen musst.
Kaufst du ein Sofa für 1500€ und rechnest damit, dass es nach 8 Jahren verbraucht ist, musst du im Monat dafür 15€ (1500/8/12) zurücklegen. Bei deinem iPhone sind es 18,75€ (900/4/12). Dasselbe gilt für Kleidung oder die KFZ-Versicherung.
Kosten, die sich nicht so leicht kalkulieren lassen musst du anhand von Erfahrungswerten berechnen. Ein gutes Beispiel sind hier Reparaturen für dein Auto.
Du weißt ja nicht, wann ein teures Bauteil kaputt gehen kann. Hier kannst du dich entweder im Internet zu Erfahrungen anderer informieren oder hast vielleicht selbst in den letzten Jahren schon Erfahrungen gesammelt.
Dann berechnest du wieder anhand der Kosten der Reparatur und in welchem Abstand solche Kosten eintreten können die Rücklage.
Wie gesagt, plane lieber etwas Puffer ein und runde auf. Wenn du irgendwann einmal zu viel haben solltest, kannst du das Geld immer noch auf ein anderes Konto umwidmen.
Nachdem du die Kategorien und Budgets definiert hast, geht es ans eigentliche Zurücklegen.
Beim Zurücklegen gibt es verschiedene Methoden, ich habe schon mehrmals gesehen, wie sich manche den errechneten Betrag für ihre Rücklagen als Bargeld abheben und anschließend in beschriftete Umschläge die Rücklagen bilden.
Das ist durchaus möglich, insbesondere wenn du den Banken nicht traust.
Deutlich flexibler, organisierter und einfacher kannst du natürlich mit deinen digitalen Konten planen.
Ich nutze dafür bei mehreren Banken verschiedene Konten. Bei einer Bank habe ich mein langfristiges Konto für Notzeiten, bei der anderen meine persönliche Rücklage und wieder bei einer anderen meine restlichen Konten.
Hier kann ich die DKB oder N26 empfehlen, hier kannst du Unterkonten zu deinem “Hauptkonto” erstellen und als Rücklagen nutzen.
Auf die Art des Kontos kommt es an.
Wie du dir vielleicht selbst schon gedacht hast, sollte das Geld bestenfalls nicht nur herumliegen und an Wert verlieren, bis es benötigt wird.
Bisher war es relativ schwer Zinsen auf sein Sparguthaben zu bekommen, das ändert sich gerade wieder etwas, darüber solltest du dich aber gut informieren.
Für meine kurzfristigen Rücklagen, auf denen ich auch eher viel Bewegung habe, bin ich aktuell noch auf kein lohnenswertes Konto gestoßen, oft muss man sich hier auf Laufzeiten festlegen.
Gerade für die langfristige Rücklage für Notzeiten lohnt sich da schon eher eine Laufzeitbindung, da du hoffentlich nie an dieses Geld musst.
Wichtig ist allerdings, dass du relativ kurzfristig auf das Konto zugreifen kannst, falls doch ein Notfall eintritt.
Wenn du eine wirklich langfristige Rücklage bilden willst, wie beispielsweise ein privates Rentenkonto, empfehle ich dir andere Anlagen.
Lebensversicherungen oder Riesterrenten lohnen sich nicht mehr, allerdings kannst du für einen solchen Zweck sehr gut deine Rücklage am Aktienmarkt anlegen.
Mehr dazu erkläre ich in einem Beitrag zu “Investieren, ein leichter Einstieg”.
Welcher Kontentyp für dich und deine Bedürfnisse am besten Geeignet ist, musst du für dich selbst in Erfahrung bringen.
Mit verschiedenen Rücklagenkonten bist du aber gut für anfallende Kosten abgesichert.
Das schöne daran ist vor allem, dass du immer weißt, was du dir leisten kannst.
Dafür brauchst du Disziplin.
Das ganze System funktioniert nur dann, wenn du diszipliniert deine Rücklagen bildest und das gesparte Geld nicht für zweckfremde Dinge nutzt.
Es bringt nichts, wenn du dir mit guten Vorsätzen eine ansehnliche Auto-Rücklage gebildet hast und dir dann aber davon ein neues Fahrrad kaufst, weil du es dir gerade leisten kannst.
Dasselbe gilt für die Einzahlung in die Rücklage selbst. Wenn du einmal damit anfängst, Rücklagen umzuwidmen, ist die Gefahr groß in ein Muster zu verfallen.
Natürlich spielt deine finanzielle Situation eine Rolle. Es können Situationen eintreten, aufgrund derer du nicht so viel zurücklegen kannst, wie du eigentlich wolltest. Oder ein außerordentliches Ereignis tritt ein womit du überhaupt nicht gerechnet hast.
An dieser Stelle noch ein Tip: nutze eine Gehaltserhöhung oder eine Zusatzzahlung nicht um deinen Lebensstil anzupassen oder dir sofort etwas zu gönnen. Erhöhe lieber deine Beiträge für die Rücklagen.
Daueraufträge einrichten hilft bei der Disziplin.
Richte dir Daueraufträge ein, mit denen du für jede Rücklage automatisch von deinem Hauptkonto den Sparbetrag am Anfang des Monats überweisen lässt.
Das befreit dich von dem Druck daran denken zu müssen und verhindert gleichzeitig, dass du es dir doch noch anders überlegst.
Wenn das Geld direkt vom Hauptkonto weg geht, ist es “aus dem Sinn” und du gibst es nicht „versehentlich“ aus.
Verwende einen Finanzplaner um deine Konten zu beobachten.
Wie bereits erwähnt ist das ein ebenso wichtiges und sinnvolles Tool, um deine Finanzen im Blick zu behalten. In einem solchen Planer, ob als App oder Excel Sheet, lassen sich deine Rücklagen über die Zeit verfolgen.
Du führst also Buch darüber, wie sich deine Kontostände entwickeln, welche Ausgaben und Einnahmen du hast und wo du in fünf Jahren stehen wirst.
Je akribischer du dein Rücklagensystem führst und je besser du deine Ausgaben und Einnahmen kennst umso genauer kannst du vorhersagen, wie sich deine Konten entwickeln werden.
Lies dazu meinen separaten Beitrag.
Finanzplaner
Ich nutze mein System bereits seit über zehn Jahren und konnte bis auf ein paar hundert Euro über einen Zeitraum bis zu fünf Jahren sehr genaue Prognosen treffen, wie sich meine Konten entwickeln.
Noch ein letzter Hinweis: Reflektiere regelmäßig deine Ausgaben.
Du solltest immer wieder hinterfragen, ob deine monatlichen Ausgaben notwendig sind. Möglicherweise hast du vor Monaten schon ein Abo abgeschlossen, das du nicht mehr nutzt oder zumindest nicht mehr in dem Umfang wie gedacht. Dann kündige das Abo oder reduziere auf das günstigere Modell.
Haben sich deine variablen Ausgaben in den letzten Wochen und Monaten erhöht, dann hinterfrage dein Kaufverhalten beim jeweiligen Kostenverursacher.
Das klingt zwar logisch, wird aber trotzdem oft vernachlässigt beziehungsweise nicht erkannt. Und so summieren sich kleine Beträge über das Jahr zu einem nicht zu vernachlässigenden Betrag an, den du lieber für beispielsweise deinen nächsten Urlaub zurückgelegt hättest.
Ich wünsche dir viel Spaß und Erfolg, dein eigenes Rücklagensystem zu erstellen.
Was denkst du über das Rücklagensystem? Hast du selbst schon einmal versucht, etwas in dieser Art für deine Finanzen zu verwenden? Welche Erfahrungen hast du gemacht?
Schreibe gerne einen Kommentar und gib uns Einblicke in deine Erfahrungen und Gedanken zu deinem Finanzsystem.
Lass mir bitte in jedem Fall einen Daumen hoch da, wenn dir der Beitrag gefallen hat.
Vielen Dank und bis zum nächsten Mal.
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