Fake Media 2.0

Ein neues Level der Falschinformation durch moderne Technik und rücksichtslose Beiträge

Lesedauer: 6 Minuten

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Wie realistische Videos die Wahrheit verzerren

Der Begriff „Fake News“ ist ein bekannt, es handelt sich um Fehlinformationen, meist um andere vorsätzlich zu täuschen. Einen Schritt weiter gehen inzwischen Videos, die nicht nur Unwahrheiten verbreiten, sondern durch deren Inhalte eine verzerrte oder falsche Realität darstellen.

In den sozialen Medien kursieren zunehmend Videos, die dramatische Ereignisse wie Flugzeugabstürze, Kampfszenen oder schwere Unfälle darstellen.
Oftmals handelt es sich dabei jedoch um realistisch aussehende Ausschnitte aus Videospielen oder von Künstlicher Intelligenz (KI) generierte Bilder.

Manchmal werden auch reale Ereignisse so dargestellt, dass ein falscher Eindruck entsteht – beispielsweise Filmsets, auf denen Unfallszenen gedreht werden, die dann mit irreführenden Titeln versehen werden, um Klicks zu generieren.

Viele Zuschauer nehmen diese Inhalte unkritisch als wahr an – das kann man an den entsprechenden Kommentaren erkennen.
Mit fortschreitender Technologie werden gefälschten Videos immer realistischer.

KI-Modelle wie Deepfakes ermöglichen es, täuschend echte Bilder und Videos zu erstellen, die schwer von authentischen Inhalten zu unterscheiden sind.

Das erschwert es den Zuschauern, zwischen echten und gefälschten Inhalten zu unterscheiden, und erhöht die Gefahr der Verbreitung von Desinformation.

Eine Studie der Universität Zürich zeigt, dass von KI generierte Fake-News schwerer zu erkennen sind als von Menschen verfasste Falschinformationen.

Die Verbreitung solcher Inhalte hat erhebliche Auswirkungen auf die Gesellschaft. Sie verzerrt die Wahrnehmung der Realität und kann das Vertrauen in Medien und Institutionen untergraben.
Zudem können solche Falschinformationen Panik auslösen oder die öffentliche Meinung manipulieren.

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung betont die Notwendigkeit, Medienkompetenz zu stärken, um Fake News entgegenzuwirken (BMBF).

Realismus der Täuschung: Fake News in neuer Qualität

Die Technologie entwickelt sich rasant. KI-generierte Inhalte und hochauflösende Animationen aus Videospielen sind mittlerweile so realistisch, dass selbst geübte Augen Schwierigkeiten haben, den Unterschied zur Realität zu erkennen.

Beispiele dafür sind „Fake Hurricanes“, die während der Hurrikansaison auf Plattformen wie TikTok und Instagram viral gingen, oder Clips von Flugzeugabstürzen, die aus Simulationen stammen. Hinzu kommen geschickt inszenierte Szenen, wie Unfalldrehs von Filmsets, die durch reißerische Titel den Eindruck eines echten Vorfalls erwecken.

Das Ergebnis? Viele Zuschauer – oft unter Zeitdruck oder von der Emotionalität des Moments überwältigt – hinterfragen nicht, was sie sehen, und verbreiten die Inhalte weiter.

So entstehen Fehlinformationen, die die öffentliche Wahrnehmung und Stimmung beeinflussen.

Auswirkungen der Fake News

Die Verbreitung von Falschinformationen und gefälschten Videos in sozialen Medien hat sowohl kurzfristige als auch langfristige Auswirkungen auf die Gesellschaft und die Psyche der Zuschauer.

  • Kurzfristige gesellschaftliche Auswirkungen:
    Fake-Videos, die dramatische Ereignisse darstellen, können Ängste auslösen und die allgemeine Unsicherheit in der Bevölkerung steigern.

    Zum Beispiel können KI-generierte Videos von Naturkatastrophen oder Unfällen Panik hervorrufen, die auch die Behörden beschäftigen und echte Ressourcen unnötig binden.

    Eine Studie der Bertelsmann Stiftung zeigt, dass 84 % der Deutschen Desinformation als großes Problem für die Gesellschaft ansehen (Bertelsmann Stiftung).

    Solche Inhalte können gezielt eingesetzt werden, um Meinungen zu beeinflussen – sei es politisch, wirtschaftlich oder gesellschaftlich.

    Ein Beispiel wäre die bewusste Verbreitung von Falschinformationen, um Vertrauen in bestimmte Institutionen oder Personen zu untergraben.

    Falschinformationen können aber auch Diskussionen polarisieren und Gruppen gegeneinander aufbringen.

    Wenn Menschen verschiedene Realitäten basierend auf manipulierten Inhalten wahrnehmen, wird der gesellschaftliche Zusammenhalt geschwächt.

    Experten sehen in der Verbreitung von Desinformation eine Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt (Vodafone Stiftung).

  • Langfristige gesellschaftliche Auswirkungen:
    Langfristig führen solche Falschinformationen dazu, dass das Vertrauen in Medien und öffentliche Institutionen schwindet.

    Menschen könnten generell skeptischer gegenüber Nachrichten werden, was es auch vertrauenswürdigen Quellen erschwert, Gehör zu finden.

    Wenn solche Fake-Videos alltäglich werden, könnten sie als normal oder harmlos angesehen werden.

    Das führt dazu, dass die Gesellschaft weniger sensibel auf die Verbreitung von Lügen und Manipulation reagiert, was gefährliche Konsequenzen haben kann.

    Fehlgeleitete Informationen können dazu führen, dass Bürger oder sogar Regierungen auf falschen Annahmen basierende Entscheidungen treffen, sei es bei Wahlen, politischen Maßnahmen oder gesellschaftlichen Themen.

    Langfristig kann die ständige Präsenz von Falschinformationen die Qualität öffentlicher Debatten mindern und das Vertrauen in demokratische Prozesse schwächen.

    Eine Studie des National Geographic diskutiert, ob digitale Medien die Demokratie gefährden (National Geographic, Quarks).

Auswirkungen auf die Psyche der Zuschauer

Das ständige Konfrontieren mit negativen Bildern wie Katastrophen, Gewalt oder Unfällen kann das Stressniveau erhöhen.

Menschen, die solche Inhalte regelmäßig konsumieren, können sich verängstigter und weniger sicher in ihrer Umgebung fühlen.

Eine Studie der WHO zeigt, dass mehr als jeder zehnte Jugendliche Anzeichen eines problematischen Verhaltens im Hinblick auf soziale Medien zeigt (WHO).

Besonders bei Ereignissen, die als unkontrollierbar dargestellt werden – wie Naturkatastrophen oder weltweite Konflikte – kann das Gefühl entstehen, dass man keinen Einfluss hat.
Diese Hilflosigkeit kann die mentale Gesundheit belasten.

Ein Beitrag der AOK beleuchtet die Auswirkungen intensiver Social-Media-Nutzung auf die psychische Gesundheit, einschließlich der möglichen Entwicklung von Depressionen (AOK).

Eine dauerhafte Konfrontation mit schockierenden oder dramatischen Bildern kann dazu führen, dass Menschen weniger emotional darauf reagieren.
Das kann zu einer gefährlichen Gleichgültigkeit gegenüber realen Problemen führen.

Studien zeigen, dass der regelmäßige Konsum negativer Inhalte zu Depressionen, Angstzuständen und einem negativen Weltbild führen kann.
Menschen, die häufig mit dramatischen und manipulativen Bildern konfrontiert werden, könnten die Welt als bedrohlicher wahrnehmen, als sie tatsächlich ist.

Wie erkenne ich Fake-Videos?

Um sich vor falschen Informationen zu schützen, ist es wichtig, Videos kritisch zu prüfen. Hier einige Tipps:

Da wir hier insbesondere über die Gefahr KI-generierter Videos oder allgemein künstlichen Inhalten sprechen, ist es zuallererst wichtig, nach entsprechenden Hinweisen zu suchen.

Noch ist die Technologie nicht so weit, dass wirklich perfekte und realistische Bilder erstellt werden können.
Gerade KI-Videos kann man an Detailfehlern wie verzerrten Gesichtern, Fehlern bei Anatomie (bspw. zu viele Finger) oder unnatürliche Schatten und Lichtverhältnisse erkennen.

Oft kann man KI-Videos auch an den Frame-Übergängen (also zwischen den jeweiligen Einzelbildern des Videos) erkennen. Dort bewegen sich dann bspw. Haare unnatürlich oder es gibt Unterschiede in den Farben und der Struktur von Gebäuden, Kleidung, etc.

Laut einem Artikel von BR24 ist es wichtig, auf Details wie unnatürliche Formen bei Ohren, Augen oder Haaren sowie Verformungen an Brillen oder Ohrringen zu achten, da KI-Generatoren hier häufig Fehler machen.

Auch PC-Spiele sind inzwischen teilweise so detailliert und graphisch realitätsnah, dass diese oft erst bei einem zweiten oder dritten Blick als solche erkennbar sind. Aber auch hier ist die Technologie noch nicht weit genug.
Ein gutes Beispiel sind Flugzeug-Unfälle oder “schockierende” Flugzeug Videos.

Achte auf die Unterschiede zwischen Aufnahmen aus der Realität und aus dem Video Spiel.

PC links (achte auf verpixelte Kanten, scharfe Schatten, unrealistische Reflexionen) - Realität rechts (achte auf weiche Schatten, realistische Reflexionen, weiche Kanten, realistische Gebäude)

Ein weiteres gutes Beispiel sind Kampfscenen aus Shootern, die aktuelle und reale Kriegsereignisse darstellen sollen.
Hier kann man auf die Ränder von bewegten Objekten achten, die oftmals Pixelfragmente zeigen. Oder auch fehlerhafte Schatten, Oberflächenbeleuchtungen von Objekten und physikalische Fehler.
Schau dir dazu als Beispiel die Aufklärung von France24 an.

Hier hilft es manchmal auch die Kommentare zu lesen. Viele davon werden von Zuschauern sein, die das Video als real ansehen.
Oft weisen aber aufmerksame Zuschauer in den Kommentaren auf Ungereimtheiten oder den Ursprung des Materials hin.

Insbesondere Videos mit reißerischen Titeln („Niemand hätte gedacht, dass…“, „Ärzte wollen nicht, dass du diesen Trick kennst“, etc.) sollten sehr kritisch hinterfragt werden oder bestenfalls gar nicht geklickt werden.

Im Zweifelsfall können auch Rückwärtssuchen über Tools wie Google Reverse Image oder InVID helfen, die ursprünglichen Quellen zu erfahren.
Zunehmend wird Software entwickelt, um Fake-Videos zu enttarnen. Das Fraunhofer AISEC entwickelt bspw. Tools zur Erkennung von Deepfakes, um die Verbreitung solcher Inhalte einzudämmen.

Warum kritisches Denken so wichtig ist

In einer Welt, in der visuelle Inhalte zunehmend unseren Blick auf die Realität prägen, ist es entscheidend, kritisch zu bleiben.

Glaub nicht alles, was du siehst. Hinterfrage. Informiere dich. Teile nur, was du selbst für verlässlich hältst.

Als Konsumenten und Ersteller haben wir gemeinsam die Verantwortung, eine Welt zu schaffen, in der Wahrheit und Fakten wieder zählen.

Nutze deinen Verstand, deine Tools und deine Stimme – denn die Wahrheit ist es wert.

Medienkompetenz spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Das Bewusstsein für die Möglichkeit von Fälschungen und die Fähigkeit, Inhalte kritisch zu analysieren, sind essenziell, um nicht Opfer von Desinformation zu werden.

Die Verantwortung der Ersteller

Ersteller von Inhalten tragen eine besondere Verantwortung. Die bewusste Verbreitung irreführender Videos kann erheblichen Schaden anrichten.

Es ist daher unerlässlich, vor der Veröffentlichung zu prüfen, ob der Inhalt oder der Titel missverstanden werden könnte.

Die Bundeszentrale für politische Bildung hebt hervor, dass die gezielte Verbreitung falscher Informationen fatale Folgen haben kann.

Oft wird die Verantwortung ignoriert. Selbst wenn keine Täuschungsabsicht vorliegt, sondern einfach vorhandenes Material für Klicks missbraucht wird, bleibt der Schaden bestehen.

  • Vertrauensverlust: Menschen werden zunehmend skeptisch gegenüber echten Nachrichten, was die Glaubwürdigkeit von Medien und Organisationen untergräbt.

  • Emotionale Manipulation: Dramatische Bilder erzeugen Angst, Wut oder Trauer, die das Weltbild negativ prägen können.

  • Gesellschaftliche Spaltung: Missbrauchte oder falsch dargestellte Ereignisse können Vorurteile verstärken oder Polarisierungen fördern.

Das Vertrauen in die Realität bröckelt, und die allgemeine Verunsicherung wächst.
Ein Beispiel hierfür ist die Verbreitung von KI-generierten Bildern, die Politiker oder Prominente in kompromittierenden Situationen zeigen, was zu unbegründeten Anschuldigungen und Rufschädigung führen kann (Correctiv).

Appell an die Ersteller

An alle, die Inhalte erstellen und veröffentlichen: Ihr habt eine Verantwortung! Bevor ein Video hochgeladen wird, prüft den Inhalt sorgfältig:

  • Ist die Quelle eindeutig? Insbesondere wenn ihr Inhalte anderer weiter teilt, achtet auf die Richtigkeit und Vertrauenswürdigkeit.

  • Könnte der Titel oder Kontext falsch interpretiert werden? Selbst wenn es sich um ein Video mit echten Ereignissen handelt (bspw. Aufnahme eines Filmsets), stellt sicher, dass der Inhalt nicht missverstanden werden kann.

  • Welche Wirkung könnte das Video auf die Zuschauer haben?

Klicks und Reichweite dürfen niemals über der Integrität stehen. Jede Fehlinformation – ob absichtlich oder nicht – schadet dem Vertrauen und der Gesellschaft insgesamt.

Abschließend ist es entscheidend, dass sowohl Konsumenten als auch Produzenten von Medieninhalten Verantwortung übernehmen.

Nur durch kritisches Denken und verantwortungsbewusstes Handeln kann die Integrität der Informationen in den sozialen Medien gewahrt werden.

Teile diesen Artikel, um mehr Menschen für den verantwortungsvollen Umgang mit Medieninhalten zu sensibilisieren.

Gemeinsam können wir die Macht von Falschinformationen brechen und ein positives, faktenbasiertes Umfeld schaffen.

Jetzt zu dir.

Was denkst du über diese Entwicklung? Findest du es einfach, KI generierte Inhalte zu erkennen? Was empfiehlst du, um fake content zu erkennen?

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